Werkgruppen
In den letzten Jahren habe ich verschiedene Werkgruppen bearbeitet:
Zu meiner künstlerischen Tätigkeit:
Ich verstehe mich als Malerin, für die Natur und Mensch bildbestimmend sind, ohne sie im vordergründigen Wortsinn abbildhaft wiederzugeben, "ich male, was mich bewegt". Bei meinen Werken drängen sich zunächst kontrastreiche Farben auf. Es erschließen sich Farbräume, Farblandschaften, Strukturen und Figürliches. Neben Landschaftlichem in einem sehr weit gespannten Sinn liegt ein thematischer Schwerpunkt auf Menschen und deren Handlungsräumen. Die Werkgruppe der "Plastischen Bilder" verdeutlicht einen stilistischen Ausflug. Es handelt sich um objekthafte oder reliefartige Arbeiten, Materialbilder und Montagen in mittelgroßen Formaten. In spielerischem Umgang wurde Form, Struktur und Oberflächenbeschaffenheit unterschiedlich kombiniert, wie bearbeitete Materialien, Alltagsgegenstände, Zufallsfunde und Papierarbeiten. Das Undurchschaubare, Befremdliche, Zweckferne und Spielerische ist ein Lebenselement der Kunst. Werke, die Titel tragen, wie "Orchester", "Indianer" und beim ersten Eindruck anmuten, in die Welt des Kleinkindes einzutauchen, erweisen sich beim näheren Blick als eine Vereinigung persönlicher Erfahrungen, Gedanken und gesellschaftlicher Inhalte. Ganz direkt spreche ich in meiner Werkgruppe "Strukturräume" das Thema "Spuren" an, die zum einen von Frottagen abgeleitet sind und zum anderen in Ölarbeiten präsent sind. Schauplätze einer Abbruchstätte, Abbildung von Natur: Spuren von Oberflächenbeschaffenheiten und Materialansammlungen. Es sind ausschnitthafte Malereien aus intimer Nähe – die den Ort anonym erscheinen lassen, die Strukturen jedoch in differenzierten Tonwerten wiedergeben. Die Bilder vermitteln eine visuelle Wahrnehmung, die im Alltag mehr und mehr zu verschwinden scheint. Farbräume - Strukturräume korrespondieren mit der Kontinuität ihrer Veränderung und der Vergänglichkeit wahrgenommener Bildeindräcke. Leben ist einer ständigen Veränderung unterworfen. Ursprüngliches wird ins Bewusstsein geholt und in eine künstlerische Form gebracht. Im Bereich des Malens mit Ölfarben oder Eitempera werden in der Werkgruppe "Farb- und Strukturräume anderer Kulturen" das gestalterische Mittel, das in früheren Arbeiten bereits Eingang fand, das "Über-den-Bildrand-hinaus-Malen" übernommen. Farbflächen können als Weltlandschaften, Landschaften der menschlichen Gefühle und als Orte von Begegnungen und Dialogen gesehen werden, in und auf denen Leben und Handlung erst ermöglicht wird. In diesem Sinn ist meine Werkgruppe "Tango Argentinien" zu verstehen, die Figur und Raum vereinen soll. Der "Tango" ist ein expressiver Tanz. Ich assoziiere damit kontrastreiche Begriffe wie Vertrauen, Verschmelzung, Annäherung, Anpassung, Spannung, Konzentration, Akrobatik, Hingabe, Chaos, Einfühlung, Stärke, Schwäche oder Rückzug.
Unserer hoch technisierten Welt zeige ich eine Gegenwelt der Kunst und Phantasie auf. Kulturelle Werte werden hier wachgerufen, thematisiert und zur Bedeutung erhoben. Die Bewegungsabläufe des Tangos werden in einer skizzenhaften Tuschetechnik (auf Reispapier) wiedergegeben. In meiner Werkgruppe "citta" zeige ich malerisch die widersprüchlichen Gefühle auf, die "Großstadt" auslösen kann: Gefahren von Entfremdung, Zerstörung der natürlichen Umwelt, Vielfältigkeit, Großzügigkeit, Beweglichkeit usw.
Die Großstadt ist der Boden und Ort der modernen Kultur, auf dem sich moderne Kunst erst entwickeln kann. In "citta" habe ich meine Reiseeindrücke von Venedig und Berlin verarbeitet: Venedig als sinnliche, Berlin als nüchterne Stadt. Bei meinem künstlerischen Tun verwende ich unterschiedliche Techniken, die ich entsprechend dem Thema verwende. Irgendwann beschloss ich, die Methode meines Schaffens so oft zu wechseln wie es geht. Das ist meine Antwort auf das Monotone, auf die Langeweile. Meine Werkgruppe der fotografischen Arbeiten "Mensch und Handlungsräume" sind keine bewusst gestalteten Bildwerke, sondern es handelt sich um alltäglich auftretende Gegebenheiten, die unverändert dokumentiert werden. Meine Ölarbeiten "Dickicht" sind eine Fortführung meiner Werkgruppe "Lagen", die ich seit Jahren verfolge. Der schichtenweise Auftrag von Ölfarbflächen soll das Thema Zeit verdeutlichen. Das Aufzeigen von Vergänglichkeit erfolgt durch Aufschichten, Verdecken von Lagen sowie durch Fortnehmen, um auch alte Spuren aufzuzeigen. Die Werkgruppe "Horizonte" greift mein Thema "Weltlandschaften" auf.
Reduziert auf das Notwendigste zeige ich eine abstrahierte Sicht der Welt. Zufälligkeiten, Belanglosigkeiten, Bedeutsames werden in Montagetechnik komponiert. Seit 2008 arbeite ich an dieser kleinformatigen Werkgruppe, die ich in zeitlichen Abständen weiterführe. Die letzte Werkgruppe "Kind", an denen ich zurzeit arbeite, sind großformatige Ölarbeiten, in denen ein "non finito" dem Fotorealismus gegenübergestellt wird. Befindlichkeiten, wie Neugier, Angespanntheit werden mit Ungewissheit, konfrontiert.
Monika Eßer
Aachen, 3. Juli 2011